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Leslie Runde
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Nachrichten aus dem Kreis Warendorf

Mönchengladbach | Heino Ferch ist wieder Ingo Thiel: «Briefe aus dem Jenseits»

Dem echten Ingo Thiel, Mordermittler in Mönchengladbach, wurde eine besondere Ehre zuteil: Schon zu Lebzeiten steht er im Mittelpunkt einer Krimireihe - gespielt von Heino Ferch.

Gerd Dennert (Manfred Zapatka) setzt Ingo Thiel (Heino Ferch, r.) in Kenntnis über den damaligen Ermittlungsstand in dem Vermisstenfall.

Gerd Dennert (Manfred Zapatka) setzt Ingo Thiel (Heino Ferch, r.) in Kenntnis über den damaligen Ermittlungsstand in dem Vermisstenfall.

TV-Tipp

Mönchengladbach (dpa) - Ein 30 Jahre alter Vermisstenfall landet auf dem Schreibtisch von Kommissar Ingo Thiel. Nach dem Verschwinden des 15-jährigen Sven bekamen seine verzweifelten Eltern noch eine Weile aus verschiedenen europäischen Ländern Briefe von einem Unbekannten, der ihnen vorgaukelte, ihr Sohn würde noch leben und durch die Welt reisen.

Plötzlich, nach Jahrzehnten, kommen wieder neue Briefe. Der «Cold Case» wird wieder heiß. Und Thiel stellt fest, dass der Fall seinen längst pensionierten Vorgänger Dennert (Manfred Zapatka) nie losgelassen hat. Doch wer quält die Eltern des Verschollenen mit solchen Briefen? Und warum konnte der Täter nicht gefasst werden? Mit «Briefe aus dem Jenseits» - am Montag (15.4.) um 20.15 Uhr im ZDF - ist ein spannender, fünfter Niederrhein-Krimi gelungen. Er lief bereits im Oktober 2023 in Erstausstrahlung auf Arte.

In der vom Braunkohleabbau gezeichneten Landschaft des Niederrheins wird Thiel allmählich klar, dass die Ermittler damals der falschen Hypothese gefolgt sind. Dass Sven in der Nähe eines Schwulen-Treffpunkts zuletzt gesehen wurde, war vielleicht doch nur Zufall.

Wieder folgt der Film einer wahren Begebenheit. Heino Ferch spielt erneut Ingo Thiel, der echte Kommissar Thiel fungiert als Fachberater für die Fernsehfilme. Regie führte diesmal Niki Stein.

Verschiedene Erzählstränge, die sich erst zum Schluss zu einem Gesamtbild verbinden, bauen Spannung auf. Was hat ein verurteilter Gewalttäter im Gefängnis und was eine Putzfrau in Köln-Chorweiler mit der Sache zu schaffen?

Spannungen beim Ermittler-Duo

Daneben ist Winnie, der Quasi-Assistent an Thiels Seite, auf dem Absprung zum Landeskriminalamt und das Ermittler-Duo steht vor der beruflichen Trennung. Es kommt zu Spannungen.

Eine Profilerin stellt fest, dass die neuen Briefe vom alten Absender stammen dürften. Über ein Postverteilzentrum gelingt es allmählich, den Absender einzugrenzen. Er nennt sich Chris. Aber warum lässt sich in Svens Umfeld von damals partout kein Chris finden?

Das Verschwinden des zehnjährigen Mirco am Niederrhein hat den Mönchengladbacher Ermittler Ingo Thiel bekannt gemacht. Im ersten Thiel-Film ging es um jenen bundesweit beachteten Mord im Jahr 2010, den der echte Thiel nach Monaten aufklären konnte.

Der zweite Fall spielte in Duisburg und handelte von den dortigen Mafiamorden im Jahr 2007, bei denen nicht Thiel, sondern der Duisburger Heinz Sprenger als Ermittler das Sagen hatte. Der dritte Fall zeichnete den Fall der 14-jährigen Nele nach, die nach dem Schwimmtraining verschwunden ist.

Beim vierten Film («Wo ist meine Schwester?»), wieder nach einer wahren Begebenheit, ging es um das Verschwinden der hübschen Zwillingsschwester Amelie und ihre gut gehüteten Geheimnisse.

Bodenständig und realistisch

«Briefe aus dem Jenseits» führt die Ermittler an die Abbruchkante der gewaltigen Braunkohle-Tagebaugruben des Niederrheins, in der Dörfer und Dorf-Gemeinschaften inzwischen verschwunden sind.

Der Film bleibt im Gegensatz zum Vorgänger erfreulich bodenständig, realistisch und ohne Ausflüge ins Übersinnliche. Dadurch ist er spannend, lädt zum Mitfiebern und Miträtseln ein. Fast scheint es, als hätte Fachberater Thiel das Drehbuch selbst geschrieben.

© dpa-infocom, dpa:240411-99-638174/3