Immer mehr Menschen fallen durch die theoretische und/oder praktische Führerscheinprüfung. Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes sprechen eine klare Sprache: vor zehn Jahren schafften knapp 29 Prozent der Fahrschüler die Theorie im ersten Anlauf nicht, 2021 waren es schon 37 Prozent. Bei der praktischen Prüfung fiel der Anstieg etwas geringer aus. Wir haben Fahrlehrer aus dem Kreis Warendorf nach den Gründen dafür gefragt.
Die Fahrlehrer bestätigen den bundesweiten Trend auch für unseren Kreis und für sie gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen sind die Prüfungen schwerer geworden. Allein für die theoretische Prüfung gibt es rund 1300 Fragen zu lernen, schreibt uns Andreas Klass aus Beckum.
Ein Fahrlehrer der Fahrschule Möhring aus Warendorf betont, dass die Fahrschüler, die in der Regel noch Schüler sind, durch einen hohen Zeit- und Leistungsdruck an den Schulen kaum noch Zeit für den Fahrunterricht hätten. Oft sei es schon schwierig überhaupt einen Termin für eine Fahrstunde zu finden.
Außerdem ist die Durchfallwahrscheinlichkeit bei der praktische Prüfung auch durch eine Verlängerung der Prüfungszeit gestiegen. Andreas Bröckelmann von Fit to Drive aus Beckum meint: 55 Minuten volle Konzentration verlangt viel von den Prüflingen ab.
Die Anzahl der Bewerber mit Migrationshintergrund, sei es ein Asylsuchender oder ein Kriegsflüchtling aus Syrien (für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wurde eine Sonderregelung getroffen) ist stark angestiegen. Unsere Recherche bei Fahrschulen kreisweit ergab: Diese Bewerber haben zwei Hürden zu nehmen. Erstens die deutsche Sprache und zum zweiten das deutsche Straßenverkehrssystem.
Fahrlehrer Andreas Brökelmann aus Beckum schrieb auf unsere Nachfrage: Beides stelle eine enorme Herausforderung an diese Gruppe. Das Bestehen der Theorie-Prüfung sei zwar durch das Ablegen in der Muttersprache des Bewerbers erhöht, aber mit Beginn der praktischen Ausbildung stehe man teilweise vor einem Dilemma.
Fahrschüler mit Sprachproblemen empfiehlt sein Warendorfer Kollege Sascha Möhring vor Beginn der Führerschein-ausbildung zuerst einen Sprachkurs zu besuchen. Das spare unnötige Mehr-Fahrstunden und Wiederholungsprüfungen. Die Theorieprüfung sei zwar auch in vielen Fremdsprachen möglich, aber das helfe nicht dabei, sich auf die praktische Ausbildung beziehungsweise Prüfung beim TÜV vorzubereiten, die nur in Deutsch angeboten wird, so Möhring.