Von Till Simon Nagel, dpa
Sie landen in Wohnzimmern, aber auch in vielen Kinderzimmern: Spielkonsolen sind bei kleinen und großen Menschen durchaus beliebt. Was machen Eltern, wenn das eigene Kind sich auch eine Konsole wünscht? Und: Welche Konsole ist die richtige?
Eins vorweg: Manchmal braucht es gar kein neues Gerät, damit die Kinder zocken können - ein günstigeres Online-Abo reicht vielleicht auch.
Finden Sie heraus, was zu Ihnen und Ihren Kindern passt.
Die gängigsten Konsolen und Spiele-Ökosysteme im Überblick:
Die Playstation ist mit die bekannteste Konsole. Es gibt sie mittlerweile in fünfter Generation - als Playstation 5.
Auch die Playstation 4 in den aktuellen Ausführungen Slim und Pro schafft viele moderne Spiele.
Das Playstation-Universum hat viele Exklusivtitel wie «God of War», «Ratchet & Clank» oder «Gran Tourismo» hervorgebracht.
Kosten:
Der Onlineservice Playstation Plus bietet unter anderem Zugriff auf:
Es gibt bei Playstation Plus drei Tarife: Essential, Extra und Premium mit jeweils unterschiedlich großem Inhalteumfang.
Essential:
Extra:
Premium:
Mittlerweile gibt es die Xbox in der vierten Generation. Sie ist unter anderem die Heimat von «Halo», «Forza Horizon» oder «Quantum Break» (2016).
Kosten:
Der Onlinedienst der Xbox heißt Xbox Network. Er ist grundsätzlich kostenlos. Für die volle Funktionalität braucht man aber ein Abonnement für den Dienst Xbox Live Gold.
Damit bekommt man zum Beispiel Online-Spiele gegen andere, synchronisierte Speicherstände oder vergünstigte Spiele.
Kosten:
Der Xbox Game Pass genannte Pauschalzugang bietet Zugang zum wachsenden Katalog mit mehr als 100 Videospielen - nicht nur von Microsoft, sondern auch von anderen Studios wie EA.
Kosten:
Die Switch ist ein tragbares Gerät zum mobilen Spielen mit Akkubetrieb. Der Clou: Man kann sie über ein Dock auch am großen Fernseher nutzen - so hat man im Grunde zwei Geräte in einem.
Für die Switch gibt es zahlreiches Zubehör. Und man bekommt eine reine Mobilversion ohne Dock: Switch Lite.
Zu den Exklusivtiteln auf der Switch gehören etwa «Super Mario Odyssey», «Mario Kart», «Animal Crossing: New Horizons» oder «The Legend of Zelda: Breath of the Wild».
Kosten:
Der zugehörige Online-Dienst heißt Nintendo Switch Online. Er bietet zum Beispiel Zugang zu ausgewählten älteren Nintendo-Titeln von NES und Super NES oder eine Online-Spiel-Funktion.
Kosten:
Auch Arcade ist keine klassische Konsole, sondern ein Abo-Angebot für alle Apple-Geräte. Auf den Katalog von aktuell mehr als 100 Spielen kann man von allen moderneren iPhones, iPads, Macs und Apple TV zugreifen. Auf PC oder Android-Geräten läuft Apple Arcade nicht.
Die Spiele sind allesamt ohne Zusatzkosten, Datenauswertung oder Funktionen wie Chat und Social-Media-Anbindung.
Der Fokus liegt auf leichter Unterhaltung, es gibt aber auch umfangreichere Rollenspiele und Simulationen.
Kosten:
Stellen Sie sich und Ihren Kindern zunächst eine Frage: Willst du ein ganz bestimmtes Spiel spielen?
Die Antwort kann schon zur gewünschten Konsole führen. Denn wie bereits weiter oben erwähnt, gibt es Spiele, die nur für eine bestimmte Konsole zur Verfügung stehen.
Drei Beispiele:
Gut zu wissen: Manche Titel gibt es zunächst für einige Zeit exklusiv für ein bestimmtes System - und sind erst später für andere verfügbar.
Muss es kein bestimmtes Spiel sein, stellen sich noch andere Fragen:
Wer all diese Fragen beantwortet hat, für die oder den steht am Ende meist schon das eine richtige Modell fest.
Häufig wird hier Nintendos Konsole Switch genannt.
Für sie gibt es viele kindgerechtere Spiele. Die Alterseinstellungen kann man leicht selbst festlegen. Die Switch lässt sich außerdem einfach bedienen und kann auch ohne monatliche Abonnements und dauerhafte Internetanbindung gut genutzt werden.
Ein weiterer Aspekt, der die Switch für Kinder einsteigerfreundlich macht: Sie hat ein eigenes Display und kann auch ohne angeschlossenen Fernseher benutzt werden - auch unterwegs.
Nachteil: Einige angesagte Titel werden ältere Kinder und Jugendliche bei der Switch nicht finden. Die wirklich großen Spiele gibt es nur auf Playstation, Xbox oder dem PC.
Alternative: Auch der Spielekatalog von Apple Arcade hält viele eher kleine und auf Kreativität ausgerichtete Spiele bereit. Käufe innerhalb der Spiele oder kritische Datenerfassung, Chats und Co. gibt es nicht.
Tipp: Weil Arcade nicht an eine Konsole gebunden ist und die Spiele auch auf älteren Apple-Geräten laufen, können Kinder notfalls auch auf einem ausrangierten iPhone oder iPad spielen.
Gerade die beiden Spitzenmodelle Playstation 5 und Xbox Series X sind noch immer nicht durchgehend und überall sofort lieferbar. Wenn die Geräte mal in einem Onlineshop verfügbar sind, sind sie meist schnell wieder ausverkauft.
Vorsicht: Juristin Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW warnt vor Privatverkäufen oder Angeboten mit überhöhten Preisen auf Verkaufsportalen. Manche Verkäufer versuchen mit der Knappheit der Hochleistungskonsolen noch ein paar Euro extra mitzunehmen.
Ratschlag: Lieber beim Händler kaufen. Dann hat man auch Garantie und Gewährleistung.
Folgende Konsolen haben in der Regel kein knappes Angebot und keine langen Wartezeiten:
Wer die Spielgeräte nicht im Laden, sondern online kauft, sollte ein wenig Zeit in den Preisvergleich stecken.
«Sinnvollerweise schaut man in Preisvergleichsportale und setzt das Häkchen gleich bei `verfügbare anzeigen`», sagt Husemann. Dann werden alle Geräte ausgeblendet, auf die man eh monatelang warten müsste.
Grundsätzlich spricht nichts gegen den Kauf einer gebrauchten Konsole. Aber: «Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu stark überteuert kaufen», sagt Husemann mit Blick auf Angebote der stark nachgefragten Playstation 5 oder Xbox Series X.
Gut zu wissen: Bei Privatkäufen kann sämtliche Haftung für Mängel sowie Gewährleistung und Garantie ausgeschlossen sein. Das ist legal.
Schlau ist, wer hier mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin die Abtretung von Garantie und Gewährleistung vereinbart.
Die Juristin rät zu einer Formulierung, die vorsieht, dass «alle Rechte aus dem Kaufvertrag an den Käufer abgetreten werden». Am besten ist auch die Rechnung oder der Kassenbon dabei. Dann kann man sich bei technischen Problemen an den ursprünglichen Händler wenden.
«Bis drei, vier Jahre sollen die Kinder eigentlich mit allen Sinnen die Welt erleben und erfahren», sagt die Medienpädagogin Iren Schulz von der Initiative «Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht». Das heißt: nicht digital. «Bildschirme sollten schon etwas Besonderes und eingegrenzt sein.»
Deswegen nennt Schulz das Grundschulalter als Orientierungspunkt.
Ab dann kann man überlegen, ob ein Kind eine eigene Spielkonsole haben soll - oder eine vorhandene mit eigenem Nutzerkonto mitbenutzt.
Das kommt auf das jeweilige Kind an, sagt Schulz. Sie nennt etwa den Umgang mit technischen Geräten. Ein positiver Zugang zu Technik könne zum Beispiel später im Beruf hilfreich sein.
Der Spielforscher Prof. Jens Junge vom Institut für Ludologie bewertet Videospiele ähnlich wie andere Spiele auch: Je mehr und unterschiedlicher Kinder spielen, umso besser lernen sie sich selbst kennen. Und desto besser kommen sie später mit unterschiedlichen Situationen klar, auch in einem digitalen beruflichen Umfeld.
Folgendes lernen Kinder beim Spielen:
Gemeinsam spielen kann auch Freunde oder Familienmitglieder einander näher bringen, sagt Iren Schulz. Im Verlauf eines Spiels erzählen Kinder vielleicht mehr über ihren Alltag. Oder die Eltern erhalten einen Einblick, wofür sich die Kinder interessieren.
Drei mögliche Nachteile sind insbesondere zu berücksichtigen:
«Eine Familie braucht bildschirmfreie Zeiten», sagt Iren Schulz. Sonst könne man den Kindern schlecht vermitteln, dass sie nicht ewig auf den Fernseher oder das Smartphone schauen sollen.
Was die Bildschirmzeit für Kinder angeht, verweist sie auf die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO:
Keine einfache Frage. Iren Schulz formuliert einen Leitsatz: Die Kinder sollten im Spiel nur Dingen begegnen, die sie nicht überfordern. Das können gleich mehrere Dinge sein:
Faustregel: Je jünger das Kind, umso simpler das Spiel.
Bei jüngeren Kindern setzen Eltern den Fokus eher auf Spiele, die Motorik, Kombinationsgabe oder Kreativität fördern.
Und lieber auf geschlossene Spiele mit überschaubaren und in sich geschlossenen Aufgaben, statt auf riesige offene Spielewelten.
Alle vorgestellten Konsolen haben Jugendschutzeinstellungen. Hier können Eltern - mal mehr, mal weniger detailliert - einstellen, was die Kinder mit den Geräten tun können. Und was nicht.
Das geht entweder im Menü der Konsolen oder über entsprechende Apps. Oder über die Konteneinstellungen. Es kommt auf den Hersteller an.
Über die Einstellungen lassen sich etwa...
Sich in den Einstellungen zurechtfinden, die richtige App finden und einrichten oder ein Kinderkonto für einen Spieledienst eröffnen und konfigurieren - das kann für die Eltern mühsam sein.
Hinzukommt: Die Spielkonsolen sind beim Kauf nicht fertig. Über Updates gibt es immer wieder neue Funktionen - und manchmal auch neue Jugendschutzoptionen. Man muss dranbleiben.
Technische Einschränkungen hält Iren Schulz aber nur für jüngere Kinder für den richtigen Weg. Bei älteren Kindern muss man mehr auf Verständnis und Information setzen. «Verhandeln, auf Einsicht setzen, auch mal auf den Tisch hauen», sagt sie.
Seit einigen Jahren kommen die Klassiker-Konsolen der 1980er- und 1990er-Jahre zurück. Es handelt sich um verkleinerte Neuauflagen von Geräten wie Nintendo Entertainment System (NES), Super NES, Mega Drive, C64 und Co.
Sie haben einige Vorteile:
Nachteil der Retro-Konsolen: Originalverpackte neue Modelle sind meist nur schwer zu bekommen - oder richtig teuer.
Hier ein paar Preisbeispiele aus dem Dezember 2022:
Gebraucht ist günstiger. Doch auch hier gilt der Rat von Verbraucherschützerin Iwona Husemann: Wenn möglich Abtretung von Garantie und Gewährleistung vereinbaren und Kaufbelege fordern.
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