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Simon Pannock
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Foto-App Lensa
Künstliche Intelligenz

Foto-App Lensa: Viele kritische Fragen rund um den Hype der App

Junge Frau macht ein Selfie von sich

12. Dezember 2022

  • Die rund drei Jahre alte Foto-App Lensa ist in den letzten Wochen in vielen westlichen Ländern wie Deutschland und der USA an die Spitze der Downloadcharts gestürmt..
  • Der Grund für die plötzliche Nachfrage ist die neue „Magic Avatar“ Funktion
  • Die Bilder der makellos wirkenden Avatare fluten aktuell die sozialen Netzwerke

„TechCrunch hat Fotosets gesehen, die mit der Lensa-App generiert wurden und Bilder mit Brüsten und Brustwarzen enthalten, die in den Bildern mit Gesichtern erkennbarer Personen deutlich sichtbar sind.“

Haje Jan Kamps im US-Nachrichtenportal TechCrunch.de

Was kann Lensa?

Lensa war lange Zeit eine klassische Foto-Bearbeitungs-App. Sie ermöglicht es, wie viele andere Apps auch, z.B. die Haut zu retuschieren, die Augen zu vergrößern oder den Hintergrund zu bearbeiten. Der mega Aufschwung der App kam in den letzten Tagen allerdings mit der „Magic Avatar-Funktion“. „Perfektionieren Sie die Unvollkommenheiten Ihres Gesichts mit zahlreichen coolen Tools,“ heißt es dazu auf der App-Website. Aus unseren Selfies entstehen so mittels künstlicher Intelligenz Portrait-Bilder in den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Das können Zeichnungen, Aquarelle oder auch Fantasy-Darstellungen sein wie hier von der amerikanischen Aktivistin und Investorin Brandee Barker.

Die österreichische Zeitung „Der Standard“ bescheinigt der App, mit dieser Technik die „erste massentaugliche KI-App“ werden zu können. Doch mit dem Aufstieg der App wurde auch immer mehr Kritik laut. Sie bezieht sich auf unterschiedliche Punkte.

Lensa ist nur bedingt kostenlos

In den App-Stores von Apple und Google können wir die App Lensa kostenlos runterladen. Allerdings ist für die Nutzung nach sieben kostenlosen Tagen ein Abo in Höhe von etwas über 30 Euro jährlich fällig. Und die neue Avatar-Funktion kostet direkt auch noch extra. Für Pakete zwischen 50 und 200 Bildern müssen einmalig noch mal ab 5 Euro bezahlt werden. Laut der amerikanischen Analyse-Firma Sensor Tower haben die Amerikaner in den ersten Dezembertagen über acht Millionen Dollar in der Lensa-App ausgegeben.

Screenshot der Lensa App aus dem Apple App Store zeigt die Avatar-Funktion
Lensa App: Vorschau aus dem Apple App Store

Fragliche Bildrechte bei Lensa

Wer mit Lensa ein Bild erstellt, kann es frei nutzen – das amerikanische Unternehmen hinter der App namens Prisma labs allerdings auch. Die britisch-amerikanische Nachrichten-Website mashable.com zitiert aus den Nutzungsbedingungen der App. Sie schreibt, dass wir mit der Nutzung der App eine „unbefristete, widerrufliche, nicht exklusive, gebührenfreie, weltweite, vollständige bezahlte, übertragbare, unterlizenzierbare Lizenz“ gewähren. Die App kann im Grunde mit denen von uns mit Lensa produzierten Selfies machen, was sie möchte.

Lensa als „KI-Dieb“?

Die Künstliche Intelligenz der App Lensa nutzt u.a. ein Open Source Netzwerk. Dieses wurde mit 2,3 Milliarden Bildern „gefüttert“, um der KI z.B. verschiedene Kunststile beizubringen. Darunter waren auch viele Originale „echter Künstler“. Bei Twitter sollen Nutzer darauf hingewiesen haben, dass die Signaturen teils noch in den Lensa-Avataren zu finden seien. Die Künstler beschweren sich nun, dass ihre Werke genutzt wurden, um künstliche Bilder kostenpflichtig per KI herstellen zu lassen. 

Sexualisierte Frauenbilder

Viel Kritik erntet die App auch, weil die KI die Avatar-Bilder von Frauen u.a. leicht bekleidet und mit großen Oberweiten produziert. „Die meisten Avatare haben wenig Ähnlichkeit mit mir. Obwohl ich ausschließlich Kopfbilder hochgeladen habe, wird hin und wieder mein Gesicht mit nacktem Oberkörper in aufreizender Pose, mit sexualisierten Accessoires und großer Oberweite dargestellt,“ beschreibt RP-Online-Autorin Felicia Kufferath die Ergebnisse ihres Selbstversuches. Zudem – so der Vorwurf des amerikanischen Nachrichtenportals TechCrunch – könnten mit Lensa auf ähnliche Weise auch Softpornobilder von Prominenten - sogenannte NSFW-(not save for work) Bilder - gefaked werden. Allerdings soll das Unternehmen Prisma labs auf diese Vorwürfe reagiert haben. Es versprach, mit entsprechenden Filtern die Herstellung von NSFW-Bilder zu verhindern.


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Eine Person die eine Computertastertur mit Maus bedient


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