C'mon, C'mon

Amazon Prime Video
Drama, Familie 

Johnny hat für sein Filmprojekt jeden Tag Kinderstimmen im Ohr. Als Journalist und Ton-Mann interviewt er Jugendliche in ganz Amerika zu ihren Zukunftsvorstellungen. Doch als er unerwartet mit der Verantwortung betraut wird, sich um seinen Neffen zu kümmern, lernt er die Welt durch dessen Augen noch einmal ganz anders kennen. Die berührend und sensibel erzählte Geschichte von Studio A24 ist ein echter Geheimtipp - streamen könnt ihr den Film auf Amazon Prime Video.

Eine simple Formel

Der Inhalt des Films C’mon, C’mon klingt vertraut: Ein grummeliger Mann wird mit einem Kind konfrontiert und öffnet sich daraufhin der Welt? Ganz so einfach ist es hier nicht. Johnny, gespielt von Joaquin Phoenix (Joker), mag seinen Neffen Jesse sehr gern und ist damit nicht der typische, mies gelaunte Single-Onkel. Zwar hat er sich von Jesses Mutter, seiner Schwester, entfremdet, doch als diese unerwartet verreisen muss, zögert er nicht, die Verantwortung über den Neunjährigen für eine Weile zu übernehmen. Während sich Jesses Mutter also um den manisch depressiven Vater ihres Sohnes kümmert, begleitet Jesse seinen Onkel nach New York. Dabei durchleben die beiden alle Stationen des Etlernseins und lernen langsam und manchmal auch auf schmerzhafte Weise, sich auf den jeweils anderen einzustellen.

Klingt langweilig? 

Zugegeben: wahnsinnig viele überraschende Wendungen erwarten uns hier nicht. Dennoch ist der Film absolut sehenswert - nicht zuletzt wegen des ungewöhnlichen Schwarz-Weiß-Looks, der der Geschichte eine völlig eigene Atmosphäre verleiht. Johnnys Arbeit als Ton-Mann sorgt außerdem für einige intensive Sounds, die in Erinnerung bleiben. Furchtbar leicht kann man sich in den Szenen verlieren und verliebt sich noch einmal ganz neu in das entsättigte New York - vergleichbar damit, wie Johnny die Welt dank Jesse noch einmal ganz neu erlebt. Jesse ist zudem wohl das realistischste Film-Kind seit langem: ein wenig schräg, zickig, aber gutherzig, und vor allem überfordert von der neuen Situation. Woody Norman spielt ihn fantastisch - zwischen ihm und Joaquin Phoenix entfaltet sich eine sehr realistische Chemie, die im Laufe des Films immer wieder neue Formen annimmt. Am Ende der knapp zwei Stunden hat man mit Onkel und Neffe gelacht, geweint und gemeinsam die Welt entdeckt.

Fazit:  3.5/5 Musik-Zahnbürsten. 'C’mon C’mon' erfindet sein Genre nicht neu, aber vielleicht wurde es noch nie schöner und besser erzählt als hier.