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Leslie Runde
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Film [Drama, Musik]

Maestro

Bradley Cooper als Leonard Bernstein im Netflix-Film Maestro sitzt rauchend am Piano.

Netflix

Drama, Musik

In Leonard Bernsteins Leben drehte sich alles um Musik. Als Komponist, Dirigent und Musiker verewigte er sich unter Anderem mit dem Musical "West Side Story" in der Geschichte. Netflix streamt eine Hommage an das Musik-Genie, die sich trotz Oscar-Nominierungen einige Kritik gefallen lassen muss.

 

Bradley Cooper als Leonard Bernstein in Maestro sitzt vor einem erwartungsvollen Chor.
Jason McDonald/Netflix © 2023

Ein Mann zwischen Kunst und Sexualität

Wir lernen Leonard "Lenny" Bernstein als jungen, aufstrebenden Mann in den 40ern kennen. In schwarz-weiß begleiten wir ihn bei seinem Aufstieg als Dirigent, vor allem aber durch das Kennenlernen mit seiner zukünftigen Frau Felicia Montealegre. Die Schauspielerin verfällt, wie auch der Rest der Welt, seiner charmanten und offenen Art. Dabei wissen wir als Zuschauende von Anfang an: Bernstein lebt auch zahlreiche Liebesbeziehungen mit Männern aus. Es ist dieser Konflikt, den wir in Maestro durch die Jahre verfolgen. Zwar begleitet Bernstein's Musik uns als Soundtrack durch die Geschichte, und hin und wieder sehen wir ihn auch dirigieren. Doch die Kunst spielt hier eher die zweite Geige, während wir eine komplexe, aber liebevolle Ehe kennenlernen.

 

Bradley Cooper und Carey Muligan als das Bernstein-Ehepaar in schwarz-weiß sitzen am Boden.
Jason McDonald/Netflix © 2023

 

Ein alter Bekannter mit neuem Gesicht

Bradley Cooper übernimmt für Maestro nicht nur die Regie, sondern auch die Hauptrolle. Dafür verwandelt er sich drastisch: Mit einer plastischen Maske und vergrößerter Nase ist der Hollywood-Schauspieler kaum wieder zu erkennen. Auch im Dirigieren hat er sich monatelanges Coaching eingeholt. Ironischerweise geht seine Performance aber fast unter, wenn er sich mit Carey Mulligan den Screen teilt. Die verkörpert eine nachdenkliche, aber unnachgiebige Ehefrau, die immer wieder in Bernstein's Ego ertrinkt - und schließlich den Schlussstrich zieht. Die liebevolle Beziehung, die weiterhin Bestand hat, bleibt das zentrale Thema von Maestro und wird von den Schauspielenden lebensecht und nahbar dargestellt.

 

Bradley Cooper und Carey Muligan als Ehepaar Bernstein stehen in einer geöffneten Tür und sehen sich nachdenklich an - Maestro auf Netflix.
Jason McDonald/Netflix © 2023

Zu wenig Bernstein?

Ein wirklich facettenreiches Bild von Leonard Bernstein erwartet uns in Maestro nicht. Die Darstellung seiner Kunst bleibt eher oberflächlich, seine Bisexualität wird zwar in ästhetischen Bildern dargestellt, aber nicht wirklich greifbar gemacht. Einige Stimmen werfen dem Film vor, er habe am Ende nichts neues zu sagen. Gleichzeitig führt Maestro uns in atemberaubenden Farben und Übergängen durch die Jahrzehnte: erst ohne Farbe, später im weichen 4:3 Format der Sechziger. Maestro's Bildsprache ist wunderschön und trägt uns federleicht durch eine uneindeutige Biographie. Der perfekte Watch, um ein paar Stunden abzuschalten.

 

Fazit:  3.5/5 verlassenen Snoopys. Auch wenn Maestro eher oberflächlich bleibt, ist der Film wunderschön anzusehen und führt uns stilsicher durch die Jahrzehnte.


Unsere Serien- und Film-Expertin

Hannah Schürkamp - Film-Enthusiastin & Studentin (Geschichte, Englisch)

Hannah Schürkamp sitzt auf einem Sofa und schaut zur Seite
Foto: Sebastian Schütte

Nach zwei Semestern Medien-Studium habe ich mich schlussendlich dagegen entschieden, beruflich am Set zu arbeiten - meine Begeisterung für Filme und Serien hat dadurch jedoch nicht abgenommen. Egal welches Genre, ob Streaming, Kino oder DVD, Hollywood-Klassiker oder Low Budget-Produktion: sowohl gute als auch weniger gute Filme schaue und diskutiere ich unvoreingenommen und mit viel Liebe für die Sache.

Über Anregungen und Kommentare freue ich mich!