4. Mai 2020
Die eBook-Reader-Welt ist zweigeteilt. Auf der einen Seite steht das Amazon-Lese-Universum mit seinen Kindle-Readern. „Leser sitzen im goldenen Käfig“, formulieren es die Autoren der Stiftung Warentest. Denn auf den Kindle-Geräten gehen fast ausschließlich nur Bücher von Amazon. Ausleihen klappt gerade bei Bestsellern auch nicht, innerhalb der Familie hilft da allerdings die Familienbibliothek. Diesem „goldenen Käfig“ steht die offene Welt der eBook-Reader von Tolino und Co gegenüber. Hier können wir unsere Lieblingsbücher beim Buchhändler unserer Wahl kaufen und diese im begrenzten Umfang auch mit Freunden teilen. Zudem stehen uns über die sogenannte Onleihe die Angebote der öffentlichen Bibliotheken mit diesen Readern offen.
Die Handhabung ist einer der ausschlaggebenden Testfaktoren. Dabei checkten die Prüfer, wie schnell und einfach die Reader gestartet werden können und wie das Handling bei der täglichen Nutzung ausfällt. Außerdem wurde der Download der Bücher aus dem hauseigenen Store (Kindle) bzw. von anderen Quellen (Tolino und Co.) bewertet. Das Ergebnis: Alle Geräte im Test wurden nahezu gleich gut bewertet.
Die drei Kindles - Oasis 2019, Paperwhite 2018, Kindle 2019 - kassierten allerdings einen Minuspunkt für die Begrenzung auf die Kindlewelt. Dafür überzeugten diese Geräte beim Start und bei der simplen, intuitiven Nutzung. Die Konkurrenzgeräte von Tolino, Pocketbook und Kobo konnten hier nicht ganz die Topwerte erreichen. In Sachen Robustheit glänzten durchgehend die teureren Geräte. Sie überstanden unbeschadet sechs Falltests und einen Tauchtest.
Alle Geräte im Test erreichten die Note gut. Ganz knapp an die Spitze setzte sich aber der Tolino Epos 2 mit einer hohen Bildauflösung, einem XL-Display und vielen Nutzungsoptionen. Mit fast 300 Euro ist er aber auch gleich das teuerste Gerät im Test.
Direkt dahinter reihten sich der große Kindle Oasis (230 Euro) – ausgestattet u.a. mit Umblättertasten, Linkshänderfunktion und Wasserschutz, ein, der Tolino Vision 5 (179 Euro) mit ähnlicher Funktionalität und das Pocketbook Touch HD 3 (158 Euro), das zusätzlich auch noch Spiele ermöglicht und das Lesen von Microsoft-Formaten.
Die absolute Überraschung ist aber das preiswerteste Gerät im Test – für 89 Euro bietet das Tolino Page 2 ein einfaches Lesevergnügen ohne Schnick Schnack aber mit guter Bildqualität. Die schlechteste Akku-Leistung im Test – 19 Lesestunden – verhinderte eine noch bessere Bewertung.
Neben den neun eBook-Readern hat die Stiftung Warentest auch die kostenlosen Apps von Kindle und Tolino ins Visier genommen. Sie machen unsere Smartphones und Tablets zu eBook-Readern und das gar nicht mal schlecht. Die Apps kassierten lediglich Minuspunkte für schlechte Lesbarkeit bei sonnigem Wetter und fehlende Gebrauchsanleitungen. Die Kindle-App wurde zusätzlich abgewertet für den nur bei Amazon möglichen Buchkauf. Das Urteil der Tester: Für Vielleser bieten Reader mehr Komfort, Gelegenheitsleser können mit den Apps Geld sparen.
Ein Buch für den eBook-Reader muss nicht immer Geld kosten. Für die Besitzer von Tolino-, Pocketbook oder Kobo-Readern sind Bibliotheken der ideale Weg zum unbegrenzten Lesevergnügen. Gerade jetzt in Coronazeiten bieten viele öffentliche Büchereien kostenfreie digitale Abos an, mit denen wir auf das gesamte digitale Angebot zugreifen können (die regulären Jahresgebühren sind aber auch meist verträglich und starten bei 10 Euro). Allerdings müssen wir häufig flexibel sein, aktuelle Bestseller sind wie im analogen Leihleben begehrt und nicht immer direkt verfügbar. Außerdem müssen wir auch die Leihfristen beachten.
Kindle-Besitzer hingegen haben keinen Bibliotheks-Zugang, aber trotzdem verschiedene Optionen für ein kostenloses Lesevergnügen. So können über das "Projekt Gutenberg" zahlreiche Klassiker als eBook kostenlos geladen werden. Zudem kann man mit kostenlosen Testphasen sicherlich auch mal ein paar freie Tage zum großen Schmöker-Spaß machen.
Der eBook-Reader-Test von Stiftung Warentest kann hier kostenpflichtig gelesen oder runtergeladen werden. Ein kostenloser Test findet sich auf dem Portal allesbeste.de.
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